Pressemeldungen 2020

Pressemeldungen 2020

Tag der Wohnungslosen am 11. September

Diakonie Bayern für Ausbau flächendeckender Angebote

Nürnberg, 8. September 2020 Mehr als 650.000 Menschen in Deutschland verfügen nach aktuellen Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. (BAGW 2019) über keinen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum. Dazu zählen auch diejenigen, die in einer Notunterkunft leben oder „Platte machen“, also ohne jede Unterkunft auf der Straße leben. Zahlen des Bayerischen Sozialministeriums aus dem Jahr 2017 zufolge sind in Bayern weit über 15.000 Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen. Zum „Tag der Wohnungslosen“ am 11. September fordert die Diakonie in Bayern darum einen weiteren Ausbau entsprechender Hilfen für Wohnungslose bzw. für von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen – zu denen auch immer mehr Kinder zählen.

„Die Corona-Pandemie hat die Situation der Betroffenen zum Teil massiv verschärft“, so Sandra Schuhmann, zuständige Vorständin im zweitgrößten bayerischen Wohlfahrtsverband. Menschen ohne festen Wohnsitz hatten – und haben bis heute – kaum die Möglichkeit, Hygienevorschriften umzusetzen. „Wie soll man sich ohne eigenes Bad regelmäßig die Hände waschen?“

Schuhmann kritisiert das Auslaufen des Moratoriums für Mietzahlungen. „Die Möglichkeit, die Zahlung von Mietschulden pandemiebedingt während der Coronakrise für einen gewissen Zeitraum auszusetzen, hat viele Menschen vor dem Verlust der Wohnung bewahrt. Seit dem 1. Juli mussten die regulären Mietzahlungen wieder aufgenommen werden – obwohl noch überhaupt nicht absehbar ist, wie sich die Corona-Pandemie weiterentwickelt bzw. welche wirtschaftlichen Folgen erst jetzt spürbar werden.“ Die hohe Anzahl von Menschen, die coronabedingt in Kurzarbeit waren bzw. sind, Solo-Selbständige, die in den vergangenen Monaten massive Einnahmeverluste hinnehmen mussten – all diese Personengruppen seien immer noch von Wohnungslosigkeit bedroht. „Sollte es zu einer zweiten Welle kommen, muss das Moratorium wieder in Kraft gesetzt werden.“ Allerdings sollten Vermieter, die durch die verzögerte Mietzahlung ihrerseits in Schwierigkeiten geraten, durch staatliche Maßnahmen abgesichert werden – etwa über einen Fonds, wie ihn auch der Deutsche Mieterbund vorgeschlagen habe, so Schuhmann.

Schuhmann wies in diesem Zusammenhang erneut auf die Fachstellen zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit hin, die die Diakonie in mehreren bayerischen Landkreisen unterhält. Schuhmann: „Mit Hilfe des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales konnten insgesamt 14 Modellprojekte in Trägerschaft der Diakonie in Bayern in den Jahren 2019 und 2020 realisiert werden – unter anderem auch zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit.“ 

Durch die strukturellen Unterschiede, den angespannten Wohnungsmarkt und den wachsenden Bedarf aufgrund der Corona-Pandemie ist es Schuhmann zufolge erforderlich, das Hilfesystem in Bayern auch weiterhin strukturell und fachlich zu verbessern. „Die begonnenen Modellprojekte müssen fortgeführt und neue Projekte gestartet werden, um eine bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung der Menschen bei drohender oder akuter Wohnungslosigkeit sicherzustellen. Schuhmann: „Corona hat viele Nebenwirkungen – der Verlust der eigenen Wohnung ist eine der schlimmsten.“

 

Fachstellen zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit in diakonischer Trägerschaft gibt bereits in Ansbach, Gersthofen, Coburg, Dillingen, Ebersberg, Freising, Kempten, Memmingen, Neu-Ulm, Neusäß, Ostallgäu, Landsberg, Rosenheim, Weilheim-Schongau und Weißenburg-Gunzenhausen. Weitere Informationen zum Thema Wohnungsverlust hat die Diakonie Bayern auch in einer neuen Arbeitshilfe zusammengestellt, die unter https://www.diakonie-bayern.de/medien-publikationen-downloads/downloads.html herunterladen werden kann.