„Nicht alles schönreden.“

Diakonie Bayern unterzieht Sozialbericht einem Realitätscheck.

Nürnberg, 29. Juli 2022 Etwa drei Wochen nach dem Erscheinen des 5. Bayerischen Sozialberichts hat die bayerische Diakonie den Bericht einem Realitätscheck unterzogen: „Wir haben die Daten, die am 5. Juli im Bayerischen Landtag vorgestellt wurden, auf Grundlage unseres Wissens und der Erfahrungen aus der praktischen sozialen Arbeit im Freistaat überprüft,“ so die Präsidentin des Diakonischen Werkes Bayern, Dr. Sabine Weingärtner. Der Bericht dokumentiere auf über 800 Seiten zwar viele positive Entwicklungen im Freistaat. „Unser Realitätscheck zeigt aber auch, dass wir uns davor hüten sollten, alles schön zu reden.“ Mit konkreten Vorschlägen und Forderungen wolle die Diakonie darum aufzeigen, wie es möglich ist, die Löcher zu stopfen, die das soziale Netz in Bayern immer noch hat.

So steht Weingärtner zufolge der sinkenden Schuldnerquote, von der der Bericht spricht, eine gestiegene Nachfrage nach Schuldner- und Insolvenzberatung gegenüber. „Zwar ist die Überschuldungsquote im Freistaat von 2019 auf 2020 leicht von 7,31 Prozent auf 7,14 gesunken – gleichzeitig ist die Zahl der Ratsuchenden in unseren Beratungsstellen um 16 Prozent gestiegen.“ Um diesen Bedarf zu decken und das Versprechen des Sozialberichtes, „Zukunft für alle“ zu ermöglichen, müsste darum die Schuldner- und Insolvenzberatung weiterhin und bedarfsgerecht ausgebaut werden.

Handlungsbedarf sieht die Diakonie Bayern auch angesichts der hohen Zahl Alleinerziehender unterhalb der Armutsgrenze. „Es stimmt zwar, dass die Lage im Freistaat auch hier deutlich besser ist als im Bundesvergleich,“ so Weingärtner. Dies ändere jedoch nichts daran, dass mehr als 35 Prozent aller Alleinerziehenden mit minderjährigen Kindern als armutsgefährdet gelten müssen. Das bestätige auch der Sozialbericht selbst: Während z. B. Paarhaushalte mit einem Kind 11,5 Prozent ihres Gesamteinkommens aus öffentlichen und nichtöffentlichen Transfers bezogen, lag der Anteil bei Alleinerziehenden mit einem Kind bei 26,6 Prozent. „Sicher - der bayerische Sozialbericht listet Maßnahmen zur Armutsbekämpfung bei Alleinerziehenden auf. Dabei handelt es sich jedoch um Unterstützungsmaßnahmen des Bundes. Welche speziellen Maßnahmen das ‚Familienland Bayern‘ speziell für Alleinerziehende anbietet, geht aus dem Bericht nicht hervor.“

Weingärtner weiter: „Ich bleibe dabei: Bayern ist auf einem guten Weg und steht im bundesweiten Vergleich gut da. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um die Lücken, die Bayerns soziales Netz immer noch hat, zu schließen.“

Den kompletten Realitätscheck der Diakonie Bayern finden Sie im Internet unter www.diakonie-bayern.de/sozialbericht

Der „Fünfte Bericht zur Sozialen Lage in Bayern“ wurde am 5. Juli 2022 von Bayerns Sozialministerin UIrike Scharf dem Bayerischen Landtag vorgestellt. Den vollständigen Bericht ebenso wie eine einhundertseitige Zusammenfassung können Sie hier herunterladen.

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Daniel Wagner Pressesprecher