Transformation gestalten

Transformation gestaltenDie Diakonie in Bayern fordert:

Erfolgreiche Sozialpolitik verwaltet nicht nur das Bestehende. Sie verändert sich, reagiert auf neue Herausforderungen und gestaltet die Zukunft aktiv mit. Dabei bezieht sie alle Beteiligten und Akteure mit ein. 

Der Bedarf an Fachkräften für die so-ziale Arbeit ist seit Jahren steigend; die zugrundeliegende Entwicklung ist bereits seit Jahrzehnten bekannt und erwartet. Die unzureichende Reaktion der Politik und die weiterhin schlechten Rahmenbedingungen haben bereits in vielen Arbeitsbereichen zu einem Personalmangel geführt, der die Einrichtungen an den Rand der Existenz gebracht und empfindliche Versorgungslücken sichtbar gemacht hat. Der Rechtsanspruch für Familien auf Ganztagsbetreuung, Corona und die Abwanderung von Arbeitskräften in andere Branchen – zum Teil lange absehbare Entwicklungen – lassen den schon über Jahre offensichtlichen Fachkräftebedarf zu einem gesellschaftlichen Brandthema anwachsen. Bayern muss hier handeln, um die gesellschaftlichen Entwicklungen auch zukünftig mitgestalten zu können.

Für die Diakonie Bayern bedeutet dies:

  • Soziale Berufe – insbesondere pflegerische sowie Erziehungsberufe – werden in ihrer existenziellen Bedeutung gesellschaftspolitisch anerkannt.
  • Die Ausbildung und Weiterbildung zur Fachkraft wird angemessen refinanziert; dazu gehört auch eine angemessene Vergütung der jeweiligen Tätigkeiten durch die Kostenträger und die Anerkennung kirchlich-diakonischer Tarife in den Kostenverhandlungen.
  • Die Ausbildung sozialer Berufe wird so gestaltet, dass ein Wechsel durch modulare Zusatzqualifikationen erleichtert wird.
  • Es werden Studiengänge (zur Sozialen Arbeit) dadurch attraktiv gemacht, dass flächendeckend duale Studiengänge an staatlichen Hochschulen eingeführt werden.

Die Pflege erfährt die seit vielen Jahren prognostizierten Veränderungen: Ein massiv steigender Bedarf an Pflegeplätzen bei einem vom Fachkräftemangel geprägten Arbeitsmarkt führt zu wachsenden Versorgungsproblemen, die auch nicht durch ambulante Dienste bzw. das Engagement der Angehörigen kompensiert werden können. Gleichzeitig ist die Situation in der Pflege kein Problem, das einzig auf Ebene der Bundesländer gelöst werden kann.

Für die Diakonie Bayern bedeutet dies:

  • Die Pflege bleibt als Megathema auf der politischen Agenda sowohl der Landes- als auch der Bundespolitik. Wo möglich, setzt sich der Freistaat für eine Reform der Pflegeversicherung (Sockel-/Spitzetausch) ein.
  • Auf Landesebene setzt sich der Freistaat für Stärkung bestehender und den Ausbau neuer Angebote ein. Dies beginnt bei der Mitarbeitendengewinnung über die auskömmliche Finanzierung der Ausbildungseinrichtungen bis hin zur Schaffung angemessener Rahmenbedingungen in der Pflege sowie der Einführung neuer Modelle („Springerkonzepte“).
  • Die Anerkennungsverfahren für im Ausland erworbene Abschlüsse werden vereinfacht und beschleunigt.
  • Die Abwanderung von Mitarbeitenden in andere Branchen wird durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen gestoppt.
  • Die Zeitarbeit in der Pflege wird eingeschränkt bzw. die abrechenbaren Kosten werden gedeckelt.

Auch die Sozialwirtschaft kann und will von der Digitalisierung profitieren. Vereinfachte Prozesse und die Reduktion von Verwaltungs- und Dokumentationskosten sind bereits in vielen Einrichtungen zu beobachten. Eine lückenhafte Infrastruktur, heterogene Systeme und eine – finanziell bedingt – zeitlich verzögerte Umsetzung digitaler Innovationen verhindern jedoch die mit der Digitalisierung verbundenen Vorteile an vielen Stellen. Die sich abzeichnenden politischen Veränderungen (digitalisierte Nachweis- und Abrechnungsmodelle) machen zusätzliche Investitionen notwendig.

Für die Diakonie Bayern bedeutet dies:

  • Als Teil der Daseinsvorsorge in Bayern wird die Notwendigkeit der digitalen Transformation in der Sozialwirtschaft von der Politik anerkannt und entsprechend gefördert.
  • Entsprechende Programme ermöglichen auch kleinen Trägern mit geringen Eigenmitteln die Einführung neuer Technologien.
  • Die Schulung von Mitarbeitenden wird refinanziert.

Die Träger sozialer Dienste verändern sich kontinuierlich – aufgrund sich verändernder Herausforderungen, aber auch wegen neuer politischer Vorgaben. Dazu zählt auch die Konversion von Komplexträgern im Bereich der Behindertenhilfe. Die Umwandlung von großen Einrich-tungen hin zu kleinen, agilen und unabhängigeren Einheiten ist nicht nur politisch gewollt, sondern auch im Interesse der dort wohnenden Menschen.

Für die Diakonie Bayern bedeutet dies:

  • Die Konversion der Komplexeinrichtungen wird nicht nur als politisches Ziel formuliert, sondern die Umsetzung dieses Ziels wird finanziell ausreichend unterstützt und gefördert.

Die zukünftigen Herausforderungen sind nur durch eine aktive und ge-staltende Einwanderungspolitik zu bewältigen. Ausländische Fach-kräfte sind nicht nur Impulsgeber für Innovation und elementar für die Zukunftssicherung des Standorts Deutschland. Sie sind auch existen-ziell für den Fortbestand sozialer An-gebote im Freistaat.

Für die Diakonie Bayern bedeutet dies:

  • Die strikte Haltung gegenüber ausländischen Abschlüssen wird aufgegeben. Ausländischen Fachkräften wird der Zugang zum Arbeitsmarkt auch in der Sozialwirtschaft erleichtert und die entsprechenden Zugangsprozesse werden vereinfacht.4
  • Interessenten stehen Beratungs-und Unterstützungsangebote zur Verfügung.