Ehrenamt
Stellen wir uns ein Bayern vor, in dem Gemeinschaft mehr ist als ein Wort – in dem jede und jeder Zeit und Engagement spendet, weil es erfüllend ist und verbindet. Ein Bayern, in dem sich mehr als fünf Millionen Menschen freiwillig engagieren, um Senior:innen zu begleiten, Nachbarn zu unterstützen und Kultur lebendig zu halten – in Sportvereinen, Rettungsdiensten, Elternbeiräten, Nachbarschaftshilfen oder Sozialprojekten – leise, verlässlich und oft im Hintergrund.
In diesem Bayern werden freiwillige Helfer:innen nicht nur gefeiert – sie werden gut begleitet, ausgebildet, versichert und in ihre Aufgaben eingebunden. Engagement wird nicht dem Zufall überlassen, sondern professionell unterstützt. Kommunen schaffen Räume und Anerkennung, stärken Austausch und vernetzen Ehrenamtliche mit Vereinen, Initiativen und sozialen Trägern. Sie fördern Plattformen für Freiwilligenarbeit, ermöglichen Qualifizierung und stellen sicher, dass auch junge Menschen, Berufstätige oder Zugewanderte passende Formen des Engagements finden.
Gemeinnütziges Engagement ist in diesem Bayern keine Randerscheinung, sondern alltäglicher Baustein für Zusammenhalt, Demokratie und gelebte Solidarität. Es verbindet Generationen, schafft Vertrauen und öffnet Räume für Mitgestaltung. Und es zeigt: Eine starke Gesellschaft lebt nicht nur von staatlicher Versorgung – sondern von der Bereitschaft, füreinander einzustehen.
Vorbemerkung
Rund 41 Prozent der bayerischen Bevölkerung über 14 Jahren sind ehrenamtlich aktiv – das entspricht etwa 4,7 Millionen Menschen, die sich freiwillig für das Gemeinwohl engagieren. Besonders ausgeprägt ist das Engagement in der Jugendarbeit: Etwa 85.000 Personen sind hier tätig, aber auch in anderen Bereichen ist das Ehrenamt stark vertreten: Rettungsdienste, Feuerwehr, soziale Einrichtungen und kirchliche Gruppen zählen weiterhin zu den wichtigsten Feldern.
Ehrenamt in der Kommune
Kommunen bilden die Grundlage für gelingendes Ehrenamt – durch Infrastruktur, Vernetzung und gezielte Unterstützung. Zentral sind dabei die Freiwilligenagenturen als Koordinator:innen. Sie vernetzen Ehrenamtsbeauftragte und bündeln Initiativen, fördern den Austausch und sorgen dafür, dass Ehrenamt nicht zufällig, sondern gezielt entsteht. Gute Kommunikation zwischen Vereinen, Kirchen, sozialen Trägern und Verwaltung stärkt lokale Netzwerke.
Anerkennung und Qualifizierung
Auch Anerkennung ist entscheidend: Viele Kommunen würdigen freiwilliges Engagement durch Preise, Dankeschön-Veranstaltungen oder symbolische Auszeichnungen. Ein weiterer Baustein ist die Qualifizierung, also Schulungen zu rechtlichen Fragen, Datenschutz, Projektmanagement oder pädagogischen Kompetenzen. Das ist besonders interessant für Menschen, die Verantwortung übernehmen, zum Beispiel in der Kinder- und Jugendarbeit. Darüber hinaus sind klare Rahmenbedingungen notwendig: Versicherungsschutz, Regelungen zum Datenschutz und Anforderungen wie Führungszeugnisse müssen verständlich und praktikabel gestaltet sein.
Um neue Zielgruppen zu erreichen, setzen viele Kommunen auf lokale Kampagnen, digitale Ehrenamtsbörsen und aufsuchende Formate – etwa für Jugendliche, Senior:innen und Menschen mit Migrationsgeschichte. So entstehen vielfältige Zugänge zum Engagement, die der sich wandelnden Gesellschaft Rechnung tragen und die Zukunft des Ehrenamts sichern.
Die Rolle der Diakonie
Die Diakonie ist eine tragende Säule des Ehrenamtes im Freistaat. Mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei praktisch jedem diakonischen Träger in allen Regierungsbezirken bietet sie ein breites Spektrum an: vom Besuchsdienst im Krankenhaus und der Assistenz von Menschen mit Behinderung über die Unterstützung von Menschen in der Bahnhofsmission oder in der Nachbarschaftshilfe im eigenen Quartier bis hin zur Begleitung von Menschen im letzten Lebensabschnitt in der Hospizarbeit.
Mit dem Ehrenamtsnachweis hat die Diakonie ein Instrument geschaffen, das freiwilliges Engagement auch beruflich aufwertet und dokumentiert. Die freiwillige Tätigkeit wird vor Ort durch fachkundige Ehrenamtskoordinierende begleitet, die nicht nur die Einsätze optimal auf die Bedürfnisse der Engagierten abstimmen, sondern auch Räume für Gestaltung und Entfaltung im Engagement ermöglichen. Auch finanziell werden Ehrenamtliche unterstützt: Fahrtkosten und Materialauslagen werden erstattet, eine Bezahlung erfolgt jedoch bewusst nicht – im Sinne des Ehrenamtsgedankens und entsprechend den gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Fazit
Ehrenamt ist Herzstück des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Bayern. Die Kommunen bieten Infrastruktur und Anerkennung, die Diakonie schafft professionelle Unterstützung und Einsatzmöglichkeiten. Zusammen bilden sie ein starkes Fundament für Engagement, Teilhabe und gelebte Solidarität – in jeder Gemeinde, in jedem Stadtteil. Gemeinsam können sie ein starkes Netzwerk bauen, das Menschen in Not nicht nur auffängt, sondern befähigt – für mehr Gerechtigkeit und eine solidarische Gesellschaft.