Alter
Stellen wir uns ein Bayern vor, in dem älter zu werden bedeutet, weiterhin Teil der Gesellschaft zu sein – im Viertel, beim Einkaufen, auf dem Dorfplatz oder im Rathaus. Altern heißt hier nicht Rückzug, sondern Teilhabe und Selbstbestimmung. Es geht nicht darum, ältere Menschen „unterzubringen“, sondern unsere Städte und Dörfer so zu gestalten, dass sie auch im hohen Alter gut leben und aktiv teilhaben können.
In diesem Bayern sind Orte altersfreundlich gedacht – barrierefrei, erreichbar und einladend. Bürgerinformationen sind so aufbereitet, dass sie jeder versteht, Nahversorgung und Arztpraxen sind erreichbar, Treffpunkte im Quartier selbstverständlich. Niemand muss sich entschuldigen, weil er oder sie langsamer geht, Unterstützung braucht oder neue Wege sucht.
Ältere Menschen leben nicht am Rand, sondern mittendrin: in Mietwohnungen, in WGs, in barrierearmen Häusern – mit oder ohne Assistenz. Und wer mehr Unterstützung braucht, findet sie in stationären Einrichtungen, die ebenfalls Teil des Gemeinwesens sind: Pflegeheime, die Menschen nicht nur versorgen, sondern Räume für Begegnung, Lernen und Kultur eröffnen. Sie bieten Schutz und Geborgenheit bis in die letzte Lebensphase hinein – und gleichzeitig offene Türen für Nachbarschaft, Ehrenamt und Austausch.
In diesem Bayern bedeutet Teilhabe nicht bloß, dabeizusitzen, sondern Entwicklungen aktiv mitzugestalten. Ob Spazierstock, Hörgerät, digitale Assistenz, ambulante, Tages- oder stationäre Pflege – all das ist kein Hindernis, sondern Ausdruck vielfältiger
Normalität.
Vorbemerkung
Eine zukunftsfähige Seniorenpolitik ist eine Querschnittsaufgabe. Sie betrifft die Themenfelder Wohnen, Pflege, Beratung, Prävention, Mobilität, Engagement und Gesundheit gleichermaßen und braucht eine vorausschauende, lokal verankerte Planung. Kommunen stehen hier in der Verantwortung, gemeinsam mit den Pflegekassen und den Leistungserbringern tragfähige Strukturen zu entwickeln und alle relevanten Akteure einzubinden. Ziel ist es, älteren Menschen Teilhabe zu ermöglichen und ihnen zu erlauben, möglichst dort zu leben, wo sie es wünschen.
Kommunale Verantwortung
Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden schaffen die Rahmenbedingungen für gutes Leben im Alter. Dazu gehören:
- verlässliche Beratungs- und Lotsenstrukturen, insbesondere Pflegestützpunkte sowie ergänzend Fachstellen für pflegende Angehörige, die Orientierung geben und psychosozial begleiten,
- bedarfsgerechte Pflegeinfrastruktur mit sinnvoll aufeinander abgestimmten ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten,
- Förderung von Angeboten zur Unterstützung im Alltag und von Nachbarschaftshilfen,
- aktive Koordination und Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements im Themenfeld Alter.
Kommunale Entscheidungen müssen sich an belastbaren Bedarfsanalysen orientieren. Ad-hoc-Projekte ohne Markt- und Versorgungsprüfung können Trägerstrukturen vor Ort gefährden. Zugleich gilt: Der Sicherstellungsauftrag in der Pflege liegt nach § 69 SGB XI bei den Kassen; Kommunen aber steuern, vernetzen und planen im Sozialraum. All diese Aufgaben erfordern Beteiligung, Transparenz und die Einbindung aller relevanten Akteure in die kommunale Sozialplanung.
Beratung und Unterstützung
Pflegende Angehörige tragen einen Großteil der Versorgung. Fachstellen für pflegende Angehörige lotsen zu passenden Diensten, sind in Quartiersprojekte eingebunden und kooperieren mit Pflegestützpunkten. Ihre Sicherung ist zentral, um Pflegebereitschaft und Pflegefähigkeit bei An- und Zugehörigen zu stärken.
Kräfte sichern und bündeln
Ohne qualifizierte Mitarbeitende bleibt jede Strategie Theorie. Kommunen und Träger brauchen gemeinsame Fachkräftebündnisse, um etwa Ausbildungskapazitäten zu sichern.
Professionelle Angebote aber allein werden den wachsenden Bedarfen nicht gerecht. Kommunen sollen ehrenamtliches Engagement unterstützen, und auch älteren Menschen ermöglichen, sich einzubringen: Ehrenamt entfaltet Wirkung, wenn es gut gesteuert, qualifiziert und wertgeschätzt ist.
Die Rolle der Diakonie
Die Diakonie bringt Erfahrung aus den verschiedensten Pflegesettings, Sozialraumarbeit, Beratung und vielfältigen Wohn- und Unterstützungsformen ein. Sie kooperiert in Beratungsstrukturen, stärkt pflegende Angehörige und wirkt in Beiräten, Fachrunden und Planungsprozessen mit. Als Partnerin liefert die Diakonie Praxiswissen, Vernetzung und Impulse für quartiersnahe, wirtschaftlich tragfähige Lösungen.
Fazit
Gutes Leben im Alter entsteht vor Ort. Kommunen geben Richtung und Struktur, Pflegekassen sichern die Versorgung im gesetzlichen Rahmen, die Diakonie und weitere Leistungserbringer gestalten Lösungen im Sozialraum mit. Wenn Beratung gestärkt, Prävention klug organisiert, Engagement gefördert und Infrastruktur bedarfsgerecht geplant wird, wächst eine Seniorenpolitik, die Teilhabe bis ins hohe Alter ermöglicht und auf die Bedarfe alter Menschen angemessen reagiert.