Pressemeldungen 2021

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Miete wird zum Armutsrisiko

Tag der Wohnungslosen: Diakonie Bayern fordert mehr bezahlbaren Wohnraum

Nürnberg, 09. September 2021 Mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland bleibt weniger als das Existenzminimum, nachdem sie ihre Mieten bezahlt haben. Angesichts der aktuellen Studienergebnisse der Hans-Böckler-Stiftung fordert die Diakonie Bayern von der Politik ein engagierteres Handeln in der Wohnungspolitik. „Knapp 13 Prozent aller Haushalte in Deutschland leben dauerhaft in einer wirtschaftlich prekären Situation – das darf nicht so bleiben“, fordert Sandra Schuhmann, zuständige Vorständin der Diakonie Bayern, zum Tag der Wohnungslosen, dem 11. September.

Besonders problematisch ist die Situation demnach in vielen westdeutschen Großstädten wie etwa München. Aber auch im Großraum Nürnberg/Fürth/Erlangen, Würzburg und Augsburg müssen bis zu zwanzig Prozent der Mieter und Mieterinnen mehr als die Hälfte ihres Haushaltseinkommens für die Miete aufwenden. „Besonders belastend ist dies für Haushalte mit einem ohnehin geringen Einkommen, wie etwa Alleinerziehende – eine Mieterhöhung oder unerwartete Mehrausgaben können schnell zu Mietschulden und im schlimmsten Fall zum Wohnungsverlust führen“, sagte Schuhmann. Besonders augenfällig sei, dass gerade wirtschaftlich schwache Haushalte überproportional viel für die Miete ausgeben müssten. Der Studie zufolge müssen mehr als 90 Prozent der Haushalte mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze mehr als ein Drittel ihres Einkommens für die Miete aufwenden. „Die Höhe der Miete entscheidet damit auch über die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“

Schuhmann verwies auf die Erfahrungen der Diakonie. „Die 20 Fachstellen der Diakonie zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit können in vielen Fällen helfen, und so den „worst case“ Wohnungsverlust vermeiden.“ Allerdings haben etliche Fachstellen immer noch eine staatliche Anschubfinanzierung, und müssten dringend in eine Regelfinanzierung der Kommune bzw. des Landkreises überführt werden.

Schuhmann: „Wir wissen von unseren Diensten und Einrichtungen, dass die Zahl der wohnungslosen Menschen in den letzten Jahren stetig ansteigt, Menschen in Notunterkünften dauerhaft untergebracht werden und sich die Bedarfslagen kontinuierlich verschärfen. Die Politik muss hier dringend gegensteuern, denn Wohnungslosigkeit ist die sichtbarste Form von Armut und sozialer Ausgrenzung.“ Neben der Hilfe für akut von Wohnungslosigkeit Bedrohte oder Betroffene müsse die Politik nach Ansicht der Diakonie noch stärker als bislang die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum forcieren. Ein Baustein, so Schuhmann, könnte die Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit sein. Durch die partielle Steuerfreiheit der wohngemeinnützigen Unternehmen und durch den Umstand, dass ein Gewinn nicht oder nur in einem geringen Umfang ausgeschüttet und stattdessen in den Bestand beziehungsweise Neubau von sozialem Wohnraum reinvestiert werden müsse, ergibt sich eine mietpreisdämpfende und baukostenreduzierende Wirkung. Schuhmann: „Öffentliche Fördergelder und Steuererleichterungen für den sozialen und ökologischen Wohnungsbau kommen so den Mieter*innen zugute.“ Wohnen, so die Diakonie, sei eine zentrale soziale Frage, ein Grundbedürfnis und ein Menschenrecht für alle.

Die Diakonie Bayern unterhält im gesamten Freistaat mehr als 120 verschiedene Angebote für Menschen in drohender bzw. akuter Wohnungslosigkeit; zusammengeschlossen sind die Mitgliedseinrichtungen u.a. im Fachverband Evangelische Wohnungsnotfallhilfe und Straffälligenhilfe (FEWS).