Nürnberg, 9. April 2020 Auf die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe angesichts der COVID-19-Herausforderung hat jetzt die Diakonie Bayern hingewiesen. „Neben der Pflege gehört dieses Arbeitsfeld zu jenen, die am stärksten von der Krise betroffen sind.“, so Sandra Schuhmann, Fachvorständin der Diakonie Bayern. „Allein die Schulschließungen haben die Einrichtungen in den letzten Wochen vor gewaltige Herausforderungen gestellt“. Auch die Ausgangsbeschränkung trifft die Kinder und Jugendlichen, die in Einrichtungen der Diakonie Bayern leben.
Erschwerend hinzu kommen der Diakonie zufolge auch die eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten zu den Eltern. „Wochenendheimfahrten sind kaum noch möglich. Was sinnvoll ist, um das Ansteckungsrisiko zu vermeiden, stellt für die Kinder eine große Belastung dar.“ Technische Alternativen wie Telefon- und Videokonferenzen seien hier nur eine geringe Hilfe.
Ähnlich wie die Altenhilfe hätten Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Schutzmaterialien. „Bis vor wenigen Tagen waren Jugendhilfeeinrichtungen bei der Zuteilung überhaupt nicht vorgesehen.“ Allerdings sei es aus pädagogischen Gründen teilweile auch gar nicht möglich, beispielsweise Ganzkörperschutzanzüge zu tragen. In der Folge werden laut Schuhmann mittlerweile ganze Gruppen unter Quarantäne gestellt. „Wir können den Mitarbeitenden nur dafür danken, mit welcher Flexibilität sie auf die Krise reagieren. Das Engagement der Mitarbeitenden wird hier gerade auf eine große Probe gestellt.“ Zudem hätte eine Quarantäne auch massive Folgen für verschiedene Fachdienste, die in Einzelstunden mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.
Neben den Folgen für die Mitarbeitenden sowie für die Kinder und Jugendlichen hat COVID-19 Schuhmann zufolge auch wirtschaftliche Konsequenzen für die Einrichtungen: „Wenn Kinder und Jugendliche nicht zur Schule gehen können, bedeutet dies einen erhöhten Betreuungsaufwand, der durch die Kostenträger refinanziert werden muss.“ Dies gelte beispielsweise für den Fall, wenn Mitarbeitende aus anderen Arbeitsbereichen hinzugezogen werden müssten. Die Frage nach Finanzierung von Leistungen stellt sich Schuhmann zufolge auch bei den ambulanten Diensten der Kinder- und Jugendhilfe. „Unsere Mitarbeitenden entwickeln – oft in Absprache mit den Jugendämtern – alternative Formen der Unterstützung für Familien, etwa in Form von Videosprechstunden oder Chats“. Erfreulicherweise würden diese auch von den Kostenträgern als solche anerkannt. „Wo Leistungen aufgrund der aktuellen Situation nicht erbracht werden können, muss dennoch eine Finanzierung sichergestellt sein – etwa durch einen Ausgleichsbeitrag.“
Die Kinder- und Jugendhilfe, so Schuhmann abschließend, zähle ebenfalls zur sogenannten „kritischen Infrastruktur“. Im Interesse der Träger, mehr noch aber im Interesse der betreuten Familien, Kinder und Jugendlichen müsse alles getan werden, um diese Angebote gut durch die Krise zu bringen. „Der Applaus, der den Mitarbeitenden in Krankenhäusern und der Pflege immer wieder gespendet wird – die Kollegen und Kolleginnen in der Kinder- und Jugendhilfe haben ihn auf jeden Fall auch verdient.
Unter dem Dach der bayerischen Diakonie finden sich ca. 50 Träger der Kinder- und Jugendhilfe mit rund 3.300 Mitarbeitenden im pädagogischen und therapeutischen Dienst. Dazu gehören über 400 stationäre Wohngruppen in Einrichtungen (Heimen, Familienwohnformen, Internaten, Mutter-/Vater-Kind-Einrichtungen) mit ca. 3.400 sozial- und heilpädagogischen und therapeutischen Plätzen sowie etwa 120 teilstationäre Gruppen, insbesondere in heilpädagogischen Tagesstätten, mit rund 1.100 Plätzen.