Nürnberg, 21. April 2020 Die Diakonie in Bayern fordert umfassende Corona-Tests für soziale Einrichtungen. „Der Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner sowie der Mitarbeitenden muss Vorrang haben“, sagte der Präsident der Diakonie Bayern, Michael Bammessel, heute in Nürnberg. Er reagierte damit auf Medienberichte, wonach für umfassende Tests für die Spieler der Bundesliga sowohl die Finanzen als auch die Kapazitäten vorhanden seien. „In den Einrichtungen der Altenhilfe gibt es hingegen bis heute keine flächendeckenden Tests – im Gegenteil.“
Bammessel zufolge könnte etwa in Einrichtungen der Altenhilfe oft erst dann ein Covid-19-Test durchgeführt werden, wenn es bereits einen Verdachtsfall gebe. „Das reicht nicht aus – zumal wir häufig sehr lange auf die Ergebnisse warten müssen.“ Bis dahin seien die betreffenden Mitarbeitenden dann unter Quarantäne; Bewohner und Bewohnerinnen müssten für Tage isoliert werden. „Wenn das Ergebnis dann negativ ausfällt, musste das Heim ohne Grund auf einen Mitarbeitenden verzichten bzw. Bewohner und Bewohnerinnen schweren Belastungen aussetzen.“
Er fordere darum nicht nur regelmäßige Tests für alle Bewohner und Mitarbeitenden, sondern auch schnellere Testergebnisse. Dies gelte in erster Linie für Einrichtungen der Altenhilfe, aber auch für die stationäre Behindertenhilfe. „Überall dort, wo Menschen leben, die zu den sogenannten Risikogruppen gehören, brauchen wir entsprechende Verfahren.“ Er verwies auf entsprechende Vorschläge des Robert-Koch-Institutes, das ebenfalls ein regelmäßiges Screening in den genannten Einrichtungen empfohlen hat.
Der Diakoniepräsident weiter: „Es ist ein Unding, wenn Profifußballer besser geschützt werden sollen als pflegebedürftige Menschen. Bis genügend Testmaterialien und Laborkapazitäten vorhanden sind, müssen Schutzbedürftige und Pflegekräfte Vorrang haben vor Bundesligaspielen.“ Bammessel ist selbst Fußballfan und freut sich auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. „Aber das im Wortsinn Not-Wendige muss vor dem Unterhaltsamen kommen.“
Die Kosten für die regelmäßigen Tests in Sozialeinrichtungen müssten von den Kassen übernommen werden. „So nüchtern das klingen mag: Selbst aus Sicht der Kostenträger sind präventive Tests günstiger als erkrankten Bewohner oder Mitarbeitende.“ Es müssten darum unbedingt die entsprechenden Kapazitäten bereitgestellt bzw. entsprechend ausgebaut werden. Nur so könne die Sicherheit der Mitarbeitenden und der Schutzbefohlenen gewährleistet und verhindert werden, dass sich der Virus unbemerkt in einer Einrichtung ausbreitet. „Wenn wir erst dann testen, wenn ein Verdachtsfall vorliegt, ist es zu spät.“