Nürnberg, 12.6.2023 Mit einem umfangreichen Forderungspapier haben sich die bayerischen Familienverbände an die Politik gewandt. „Familien leisten einen enormen gesellschaftlichen Beitrag und sind mitverantwortlich für die Zukunft unserer Gesellschaft“, sagte Diakonievorständin Sandra Schuhmann auf dem zweiten Bayerischen Familiengipfel stellvertretend für die Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen in Bayern (eaf), den Familienbund der Katholiken Landesverband Bayern (FDK) und den Deutschen Familienverband (DFV). Die Politik, so die Überzeugung der Verbände, dürfe die Familien nicht alleine lassen. Dies wurde aufgegriffen in der Einladung zur Fortsetzung des Familiengipfels.
Im Gespräch mit Michael Piazolo (FW), Bayerischer Bildungsminister, Familien- und Sozialministerin Ulrike Scharf sowie Gesundheitsminister Klaus Holetschek (beide CSU) fordern die Verbände den weiteren Ausbau der Angebote für Familien in Bayern. „Zwar hat Bayern im bundesweiten Vergleich das zweitbeste Bildungssystem und liegt insbesondere bei der Bekämpfung der Bildungsarmut an der Spitze“, so Schuhmann. Dennoch verlassen immer noch rund fünf Prozent aller Schülerinnen und Schüler in Bayern die Schule ohne Abschluss. „Das sind über 6.000 Jungen und Mädchen ohne eine berufliche Perspektive pro Jahrgang.“ Dies sei nicht nur für die Betroffenen katastrophal. „Auch unsere Gesellschaft, die zunehmend unter einem Arbeitskräftemangel leidet, kann sich dies nicht leisten.“
Zu den zentralen Forderungen der drei Familienverbände gehört darum, allen Kindern die gleichen Bildungszugänge und -chancen zu ermöglichen. „Noch immer hängen in Bayern die Bildungschancen von der Herkunft ab“, so Schuhmann. „Der Zutritt zu Bildungszugängen differenziert sich stark durch Sprachbarrieren, gesellschaftliche Benachteiligung und sozialökonomischer Lage.“ Das müsse von der Politik ausgeglichen werden, indem Bildungschancen für alle ausgebaut werden. Gleichzeitig müsse den Familien jedoch die echte Wahlfreiheit erhalten bleiben: „Eine Familie muss jederzeit selbst entscheiden können, ob sie ihre Kinder selbst betreuen oder dazu Hilfe von außen in Anspruch nehmen möchte.“, so Gerlinde Martin, Landesvorsitzende des Familienbundes der Katholiken.
Dazu gehören auch Angebote für Familien, die über reine Bildungsangebote hinaus gehen, wie etwa der Besuch von Schwimmbädern, Theater und Museen, stellte Gerlinde Martin heraus. „Dass Kommunen aufgrund ihrer finanziellen Lage die Angebote verteuern oder gar einschränken müssen, erfüllt uns mit Sorge.“ Hier muss die Staatsregierung finanziell gegensteuern. Die sogenannte „qualifizierte Familienzeit“ dürfe nicht nur Besserverdienenden vorbehalten bleiben.
Mehr Anstrengung sei zudem notwendig, um den Personalmangel in den Schulen, aber auch in den Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche zu bekämpfen. Denn der Bedarf wachse. „Familien benötigen deshalb ausreichend Unterstützung und Begleitung, um den Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.“, verdeutlichte Ricarda Bollinger-Schönnagel, Landesvorsitzende des Deutschen Familienverbandes.
Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, die Begleitung der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und die Bewältigung der Corona-Folgen werden die Bedarfe weiter steigen lassen ist sich Ricarda Bollinger-Schönnagel sicher. „Hier muss dringend etwas getan werden.“ Dazu gehöre auch die Ausbildung der Lehrkräfte und des pädagogischen Personals, um etwa innerfamiliäre Missstände oder psychische Problemlagen bereits in der Kita oder in der Schule erkennen zu können sowie der quantitative und qualitative Ausbau der Stellen von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen an allen Schularten analog zur Schulsozialarbeit oder Jugendsozialarbeit an Schulen.
In der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Familienorganisationen (AGF) in Bayern sind der Deutsche Familienverband Landesverband Bayern (DFV), die Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familien (eaf bayern) und der Familienbund der Katholiken Landesverband Bayern (FDK) zusammengeschlossen, federführend im Jahr 2023 ist die eaf bayern.