Nürnberg, 30. Mai 2025 Anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung vom 02. – 06. Juni 2025 unter dem Motto „Beste Investition Finanzbildung: Wenn aus Minus Plus wird“ ruft die Diakonie Bayern zu verstärkten Maßnahmen gegen Überschuldung auf. „Dies ist dringend notwendig“, so die Präsidentin der Diakonie Bayern, Dr. Sabine Weingärtner, im Vorfeld der Aktionswoche. „Denn: Knapp 6 Prozent aller Menschen in Bayern gelten als überschuldet.“ Entsprechend überlastet seien die Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen der Diakonie in Bayern. Die Diakonie fordert darum insbesondere einen Ausbau der Präventionsangebote.
Wie notwendig soziale Schuldnerberatungsangebote in Bayern sind, zeigt ein Blick in die Statistik: Die 26 Beratungsstellen der bayerischen Diakonie haben im vergangenen Jahr einen Anstieg der Anfragen um 5 Prozent zu verzeichnen – bei gleichbleibendem Personalbestand; in einigen Orten wie etwa Augsburg beträgt der Anstieg sogar 10 Prozent. Die Überschuldungsintensität – also das Verhältnis der Schuldenhöhe im Vergleich zum monatlichen Einkommen – ist in Bayern besonders hoch und beträgt dem statistischen Bundesamt zufolge über 36.000 Euro.
Ursachen für Überschuldung sind – neben Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung oder Erkrankungen - die zahlreichen „Buy now, pay later“-Bezahlmodelle, die von vielen Unternehmen und Handelsplattformen angeboten werden. Die Quote der versäumten Fristen bei derartigen Modellen ist laut Schufa in den vergangenen Monaten sprunghaft angestiegen. Im Herbst 2024 hat etwa jede:r fünfte eine Bezahlfrist versäumt und musste entsprechende Mahngebühren bezahlen. Mittlerweile gerät jede:r dritte Kunde bzw. Kundin mindestens einmal mit den Raten in Rückstand. Weingärtner: „Dies ist Beleg dafür: Die Gefahr, die von solchen Modellen ausgeht, ist vielen Menschen nicht bewusst.“ Um so wichtiger seien entsprechende präventive Angebote, wie sie die Diakonie anbietet.
So gibt es beispielsweise von der Diakonie in Lindau Beratungsangebote zum Umgang mit Geld und Finanzen im dortigen Familienzentrum, um so Ver- oder Überschuldung frühzeitig entgegenzuwirken. Die Diakonie Bad Neustadt/Saale (Landkreis Rhön/Grabfeld) richtet in Schulen regelmäßige Veranstaltung zur Schuldenprävention aus. „Derartige Angebote sozialer Schuldnerberatung müssen weiter ausgebaut und entsprechend finanziert werden,“ so die Diakoniepräsidentin. Sie seien ein wesentlicher Baustein zur Armutsprävention sowie zur Überwindung von Armut.
In Bayern gibt es 26 soziale Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen der Diakonie. Sie bieten eine spezialisierte und kostenfreie Beratung mit 104 Schuldner- und Insolvenzberater:innen in 32 kreisfreien Städten und Landkreisen an. Im Jahr 2024 nutzten 13.655 Menschen ihre Angebote der Diakonie in Bayern. Projekte zur Schuldenprävention werden an manchen Standorten angeboten.
Weitere Informationen unter: www.diakonie-bayern.de
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