Nürnberg, 20.02.2025 Wenige Tage vor der Bundestagswahl hat die Diakonie Bayern eine Mitgliederbefragung zu politisch motivierten Konflikten in ihren Einrichtungen vorgestellt – mit bedrückenden Ergebnissen. „Ein Drittel unserer Mitarbeitenden haben unserer Umfrage zufolge politisch motivierte Anfeindungen erlebt – und das mit steigender Tendenz,“ sagte die Präsidentin der Diakonie Bayern, Dr. Sabine Weingärtner, heute in Nürnberg. „Die Kollegen und Kolleginnen spüren die wachsende Aggressivität der gesellschaftlichen Debatten offenbar deutlich.“
„Auch wenn es sich nicht um eine sozialwissenschaftliche Studie handelt, zeichnet das Ergebnis unserer Umfrage ein bedenkliches Stimmungsbild“, so die Diakoniepräsidentin. Mehr als 90 Prozent der Befragten hätten demzufolge angegeben, dass politische Aussagen mit rechts- oder linksextremem Hintergrund in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hätten. Neben einer allgemeinen Kritik an der Diakonie richteten sie sich insbesondere gegen einzelne Personengruppen.
„Auch wenn die Angriffe nahezu ausschließlich verbal erfolgten, stellen sie dennoch eine hohe Belastung für die Kollegen und Kolleginnen dar.“ Denn für alle Diskussionen gilt: „Nach Wahrnehmung der Befragten haben nicht nur die Debatten zugenommen, auch ihr Ton hat sich deutlich verschärft.“ Dies gaben 75 Prozent aller Befragten an. Dabei sei die Diakonie ein Spiegelbild der Gesellschaft, denn auch die Debatten zwischen den Mitarbeitenden selbst hätten zugenommen.
Gleichzeitig wurde nach den Konsequenzen solcher Konflikte in den Einrichtungen gefragt. „In den meisten Fällen suchen die Kollegen und Kolleginnen das Gespräch - in 15 Prozent aller Fälle wurde nach einem Konflikt die Zusammenarbeit mit bzw. die Betreuung der Betreffenden aber beendet.“ Zu Strafanzeigen sei es nur in Ausnahmefällen gekommen.
„Die Umfrage bestätigt: Die politischen Debatten machen vor der Diakonie nicht halt – und wir reagieren bereits darauf“, so die Präsidentin. Bei einem Viertel der befragten Einrichtungen gebe es spezielle Ansprechstellen, an die sich Kolleginnen und Kollegen werden könnten. Mit Projekten wie der „Diakonie der Vielfalt“ der Diakonie Bayern oder der Kampagne „#Verständigungsorte“ der Diakonie Deutschland versuche die Diakonie zudem, ihren Beitrag dazu zu leisten, die zunehmende Spaltung in der Gesellschaft zu überwinden.
Befragt wurden die 1.300 Mitglieder der Diakonie in Bayern. Teilgenommen haben der Diakonie zufolge mehr als 550 Mitarbeitende.