Orange Day

25. November ist „Internationaler Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen“

Nürnberg, 23. November 2022 Auf die mangelnde Zahl von Frauenhäusern im Freistaat sowie ein digitales Beratungsangebot für von Gewalt betroffene Frauen macht die Diakonie Bayern anlässlich des Orange Day am 25. November aufmerksam. Er gilt als „Internationaler Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen“ und wurde 1991 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. UN Women zufolge wird in Deutschland alle 45 Minuten eine Frau durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin.

„Es gibt in Bayern 41 Frauenhäusern, die betroffenen Frauen Hilfe und Schutz bieten, davon drei bei der Diakonie Bayern – doch diese Angebote reichen bei weitem nicht aus“, so Diakonievorständin Sabine Lindau, im zweitgrößten bayerischen Wohlfahrtsverband u.a. zuständig für Kinder, Jugendliche, Familie und Frauen. Wolle man im Freistaat die vom Europarat verabschiedete Istanbul-Konvention umsetzen, müsste es in Bayern der Diakonie zufolge mindestens 1.300 Frauenhaus-Plätze sowie weitere 2.000 Plätze für Kinder geben. „Tatsächlich sind es aber nur knapp 400 Plätze für Frauen und etwa 450 Plätze für Kinder“, so Lindau. Diese Konvention wurde von der Bundesregierung bereits vor über zehn Jahren übernommen. „Die Zahlen bleiben jedoch nach wie vor weit hinter der Vereinbarung zurück.“

Dabei habe nicht zuletzt die Pandemie gezeigt, dass das bisherige Angebot für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder nicht ausreiche. „Erfreulicherweise ist es den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern gelungen, in diesem Jahr mit dem Angebot www.onlineberatung-gewalt.de eine funktionierende digitale Beratungsplattform bereitzustellen.“ Beratung alleine, so Lindau, könne jedoch nur ein Schritt sein, um, insbesondere Frauen und Kindern in akuten Bedrohungssituationen zu helfen. „Hier braucht es gut erreichbare Anlaufstellen und Schutzräume, und das flächendeckend.“ Nach wie vor aber gebe es in Bayern Landkreise ohne ein eigenes Frauenhaus bzw. Frauenhäuer, deren Einzugsgebiet sich auf bis zu fünf Landkreise erstrecke.

Die Ursache dafür sieht Lindau unter anderem in der problematischen Finanzierung der Frauenhäuser und weiterer Angebote wie etwa der Frauennotrufe. „Wir freuen uns, dass der Freistaat diese Einrichtungen jeweils mit bis zu einer halben Million Euro fördert – allerdings nur, wenn sich Landkreise bzw. kreisfreie Städte ebenfalls an den Kosten beteiligen.“ Erschwerend komme hinzu, dass die Träger einen Eigenanteil von mindestens zehn Prozent der Personalkosten aufbringen müssen. Lindau: „Auch kreisfreie Städte und Landkreise müssen sich dem Problem stellen. Das Phänomen der Gewalt gegen Frauen gibt es – leider – überall.“

Wie notwendig Angebote für von Gewalt betroffene Frauen seien, zeigten Lindau zufolge auch die Zahlen des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“. Die Zahl der Anrufe ist von 2020 auf 2021 um fünf Prozent gestiegen: Mehr als 50.000 Betroffene haben dieses Angebot in Anspruch nehmen müssen.

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Daniel Wagner Pressesprecher