Nürnberg, 8.7.2025 Knapp 45.000 Menschen waren in Bayern im vergangenen Jahr in kommunalen Unterkünften, überlassenem Wohnraum und anderen Einrichtungen untergebracht. Damit weist die deutschlandweite Wohnungslosenstatistik, die heute vom statistischen Bundesamt veröffentlicht wurde, zum Stichtag 31. Januar 2025 einen Anstieg im Freistaat um ca. 5.800 Personen im Vergleich zum Vorjahr aus. „Die Zahlen sind erschreckend – und sie erfassen noch nicht einmal alle Personen“, so die Präsidentin der Diakonie Bayern, Dr. Sabine Weingärtner. Nicht von der Wohnungslosenstatistik erfasst werden jene Personen, die durchgängig auf der Straße leben oder bei Freunden oder Bekannten unterkommen. „Die tatsächliche Zahl liegt darum noch einmal deutlich über den ausgewiesenen 44.850 Personen“, so Weingärtner. Der Wohnungslosenbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2024 nennt für Bayern hier eine Zahl von über 13.000.
Besonders dramatisch sind nach Ansicht der Diakonie das Alter der Betroffenen und die Dauer der jeweiligen Unterbringung. „Etwa ein Viertel der erfassten Personen sind minderjährig. Mit anderen Worten: In Bayern gibt es mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche, die von Obdachlosigkeit betroffen sind.“ Nach Haushaltsgröße erfasst, machen Paare mit Kindern die zweigrößte Gruppe nach alleinstehenden Personen aus: Mehr als 12.000 Familien leben in Bayern in Unterkünften. Knapp vierzig Prozent der Menschen, die in einer Unterkunft leben, verbringen der Statistik zufolge mehr als 2 Jahre ihres Lebens dort.
Das Statistische Bundesamt erfasst wohnungslose Personen, die in verschiedenen Unterkünften untergebracht sind, einschließlich Not- und Gemeinschaftsunterkünften, gewerblichen Unterkünften (wie Pensionen oder Hotels) und temporär überlassenen Normalwohnraum, ohne dass die Wohnungslosigkeit dadurch beendet wird. Auch Personen in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe sind eingeschlossen.
Weingärtner begrüßte darum ausdrücklich, dass dem Entwurf für den Bundeshaushalt 2025 zufolge das Bundesbauministerium mehr als 640 Millionen Euro mehr zur Verfügung haben soll als noch im vergangenen Jahr geplant. Es komme nun darauf an, dass die 3,5 Milliarden Euro, die für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen sein, auch in Bayern in konkrete Baumaßnahmen umgesetzt würden.
Die Diakonie unterhält mehr als 200 Angebote der Wohnungsnotfallhilfe in Bayern. Eine Übersicht ist im Netz auf der Webseite der Diakonie Bayern (www.diakonie-bayern.de) zu finden. An 26 Standorten in Bayern wurden verschiedene Modellprojekte aus dem Aktionsplan „Hilfe bei Obdachlosigkeit“ der bayerischen Staatsregierung zur Verhinderung bzw. Überwindung von Wohnungslosigkeit realisiert; rund 75 Prozent davon erhalten mittlerweile eine Regelfinanzierung durch die jeweiligen Kommunen. In einer Broschüre werden alle Projekte vorgestellt, diese ist auch auf der Seite des Fachverbandes Evangelische Wohnungsnotfallhilfe und Straffälligenhilfe (FEWS) www.fews-bayern.de zu finden.