„Chancenlose Kinder? – Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung!“

Aktionswoche stellt Kinderrechte in den Mittelpunkt

Nürnberg, 22. Mai 2020 Weitreichende Reformen, um Kindern aus überschuldeten Haushalten gute Startbedingungen für die Zukunft zu ermöglichen, fordert Michael Bammessel, Präsident der Diakonie Bayern. „Kinder haben ein Recht auf eine von Schuldenproblemen unbelastete Kindheit und Jugend“, sagte er anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung vom 25. bis 29. Mai 2020. Unter dem Motto „Chancenlose Kinder? – Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung!“ stellt die bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung der Wohlfahrts- und Fachverbände Kinderrechte in den Mittelpunkt. „In der aktuellen Corona-Krise ist dieses Motto aktueller denn je“, so Bammessel.

 

Familien seien in Zeiten, in denen ihre Kinder nicht in Kita oder Schule könnten, be-sonders gefordert, so der Diakoniepräsident weiter. Lange Zeit hätten Spielplätze nicht genutzt werden können. Bereits diese Situation habe Familien besonders gefordert - besonders hart treffe Corona die Familien, die bereits vor der Pandemie in einer belasteten Situation gewesen seien: „Überschuldung ist schon ohne die Einschränkungen durch Covid 19 eine Herausforderung, in der die Betroffenen Unterstützung brauchten“, sagte Bammessel. Knapp 7 Millionen Menschen in Deutschland galten vor Corona als überschuldet. „Es ist sicher, dass diese Zahl nach der Krise deutlich zunehmen wird.“ Menschen hätten durch Kurzarbeit, Jobverlust, gestiegene Preise oder auch notwendige Anschaffungen wie etwa ein Smartphone für das Homeschooling zum Teil massive Einkommensverluste bzw. Mehrkosten zu verkraften. Allein die Preise für Gemüse seien im April im Vergleich zum Vorjahr um knapp 30 Prozent gestiegen, die Preise für Obst um etwa 14 Prozent,  „Es werden nach Corona deutlich mehr Menschen ihre Kredite und andere finanziellen Verpflichtungen nicht bedienen können als vorher.“ Zwar habe die Bundesregierung die Möglichkeit geschaffen, die Mietzahlungen für eine gewisse Zeit auszusetzen. „Dies führt aber dazu, dass die Belastungen nach Corona noch weiter zunehmen werden.“

 

Besonders betroffen seien auch hier wiederum die Kinder; sie könnten es nicht einordnen, wenn ihre Eltern etwa wegen finanzieller Sorgen öfter gereizt seien. Bammessel: „Sie sind Zeugen bei den häufigen Streitigkeiten und fragen sich nicht selten, ob sie selbst schuld daran sind. Und Geld für ihre Bedürfnisse ist meistens nicht da.“ Noch schwieriger sei die Situation für Alleinerziehende.

 

„Um den Kindern das Recht auf eine von Schuldenproblemen unbelastete Kindheit und Jugend zu gewährleisten und ihnen gute Startbedingungen für die Zukunft zu schaffen, bedarf es deutlicher Reformen“, sagte Bammessel. Wenn auch das „Starke-Familien-Gesetz“ ein Anfang sei, um Familien mit niedrigem Einkommen zu unterstützen, sei ein bedarfsgerechter Ausbau familien- und sozialpolitischer Leistungen notwendig Dazu zählt laut Bammessel Maßnahmen wie der Mindestunterhalt, der Regelsatz für Kinder und Jugendliche in Grundsicherung und der Sozialhilfe.  Große Bedeutung müsse auch der finanziellen Allgemeinbildung zukommen. „Präventionsarbeit sollte überall verankert werden. Kinder müssen früh lernen, mit Geld, Handy und Internet umzugehen.“

 

Die Diakonie Bayern mit ihren spezialisierten Schuldnerberatungsstellen bietet an über 30 Standorten fachkundige Beratung und Unterstützung für verschuldete und überschuldete Menschen an. 99 Schuldnerberater*innen der Diakonie in Bayern haben im Jahr 2019 über 11.000 Menschen beraten und begleitet. Der Schwerpunkt der Beratung liegt bei sozial benachteiligten und von Armut betroffenen Menschen. Das Beratungsangebot ist für Ratsuchende kostenfrei. Ziel der sozialen Beratung ist es, die Ratsuchenden bei der Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Situation zu unterstützen und ihr Selbsthilfepotential zu fördern. Im Vordergrund stehen die Sicherung der Existenz der Ratsuchenden und eine mögliche Schuldenregulierung.

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Daniel Wagner Pressesprecher