Betreuung traumatisierter Flüchtlinge wichtiger denn je.

Projekt der Diakonie Bayern erhält Bayerischen Integrationspreis 2022

Nürnberg/München, 5.5.2022 Das Projekt „TAFF – Therapeutische Angebote für Flüchtlinge“ der Diakonie Bayern wird mit dem Bayerischen Integrationspreis 2022 ausgezeichnet. Nach dem Projekt „EineWelt Hebammen“ aus Regensburg wurde das Diakonieprojekt auf den zweiten Platz gewählt. Mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro verbunden. TAFF kümmert sich an mittlerweile zehn Standorten in Bayern um die Verbesserung der Versorgung von psychisch erkrankten Flüchtlingen. Die Auszeichnung wird am 6. Mai 2022 im Bayerischen Landtag verliehen.

TAFF hat sich zum Ziel gesetzt, die Versorgung von psychisch erkrankten Geflüchteten zu verbessern. Dazu wurden insbesondere außerhalb der großen Zentren Bayerns sogenannte Kontakt- und Koordinierungsstellen etabliert, die Anlaufstelle für traumatisierte und psychisch erkrankte Geflüchtete sowie für alle sind, die mit psychisch erkrankten Geflüchteten in Kontakt stehen.

„Die vergangenen Jahre waren – wie überall – von der Pandemie geprägt“, so Sabine Lindau, Vorständin Verbandsvertretung, Integration und Familie im Diakonischen Werk Bayern, über die Arbeit von TAFF. Die Klienten und Klientinnen der Beratungsstellen – aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen ohnehin besonders belastet – hätten das Virus und die damit verbundene Bedrohung noch stärker erlebt als andere Menschen. „Um so wichtiger war es, dass wir ihnen in dieser Zeit mit unserem ausgezeichneten Netzwerk zur Seite stehen konnten.“

Aufgrund des Ukraine-Konflikts rechnet Lindau nun mit einem hohen Bedarf von Beratungsangeboten für traumatisierte Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet. „Wer die Bilder aus der Ukraine sieht, weiß: Das unsagbare Leid hinterlässt seelische Verletzungen, die behandelt werden müssen.“ Das Angebot der Diakonie sei deshalb wichtiger denn je. „Ich freue mich besonders über die Auszeichnung des Bayerischen Landtags, denn dadurch wird ja nicht nur die Leistung unserer Stellen in den vergangenen Jahren anerkannt, sondern auch ein Zeichen für die Zukunft gesetzt.“

Denn bereits im Jahr 2020 konnten nach Angaben der „Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer“ (BAfF) in Berlin nur knapp 5 Prozent aller Geflüchteten mit einem psychosozialen Hilfebedarf betreut werden. „Und das“, so Lindau, „war vor dem Ukraine-Krieg.“ Jetzt stehe noch die Soforthilfe im Vordergrund, mittelfristig würden die Menschen aus der Ukraine aber auch psychosoziale Hilfe brauchen. Lindau: „Unsere TAFF-Stellen können hier einen wichtigen Beitrag leisten.“

Das Konzept für TAFF wurde bereits 2014 entwickelt, 2015 begann die Modellphase im Allgäu und Oberfranken. TAFF ist derzeit an 10 Standorten vertreten: Allgäu (mit Stellen in Kempten, Oberallgäu und Ostallgäu), Freising, Hochfranken, Weilheim/Schongau/Landsberg, Mittelschwaben, Mühldorf, Oberfranken West (mit Stellen in Coburg, Lichtenfels und Kronach), Regensburg, Rosenheim und Starnberg. Finanziert wird TAFF hauptsächlich aus Projektmitteln der Landeskirche, die allerdings Ende des Jahres auslaufen.

Der Bayerische Integrationspreis 2022 ist mit insgesamt 6.000 Euro dotiert, das Preisgeld kann auch in Teilsummen auf mehrere Preisträger aufgeteilt werden. Es ist zweckgebunden für Projekte und Initiativen im Bereich der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund einzusetzen. Die Entscheidung über die Preisträger trifft eine unabhängige Jury des Bayerischen Integrationsrates. Ausgelobt wurde er von Landtagspräsidentin Ilse Aigner, der Bayerische Integrationsbeauftragten Gudrun Brendel-Fischer und Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann. Für 2022 stand er unter dem Motto„Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts!“

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Daniel Wagner Pressesprecher