Regensburg 10.03.2023 An Gleis 1 ist „Nächste Hilfe“ selbstverständlich: Die Bahnhofsmission Regensburg ist – wie alle bayerischen Bahnhofsmissionen – eine wichtige Anlaufstelle für Menschen in Not. Ob auf Reisen oder wenn das Leben entgleist. Davon konnte sich Verkehrsminister Christian Bernreiter bei einem Besuch vor Ort in Regensburg überzeugen, wo im vergangenen Jahr Jubiläum gefeiert wurde. “Seit über 125 Jahren kümmert sich die Bahnhofsmission um Reisende und Menschen in Not. Ihre Institution ist mit ihren vielen größtenteils ehrenamtlichen Helfern zu einer wichtigen Stütze unserer Gesellschaft geworden“, bescheinigte er den Hilfeeinrichtungen.
Auch wenn die Bahnhofsmissionen vor allem auch als Anlaufstelle für Menschen in sozialen Notlagen bekannt sind, besteht eine wichtige Aufgabe in der Unterstützung von Bahnreisenden. Über 300 Ehrenamtliche und gut 40 hauptberufliche Mitarbeitende sind bayernweit dafür im Einsatz. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahnhofsmissionen engagieren sich für ihre Mitmenschen und sind eine Bereicherung für unser Land und die Gesellschaft“, würdigte Bernreiter deren großes Engagement. „Der Freistaat Bayern unterstützt die Arbeit der Bahnhofsmissionen daher bestmöglich“, so der Minister weiter.
Mit Reisenden die An- und Abfahrtszeiten checken, am Fahrkartenautomaten die richtigen Buttons drücken, den Kinderwagen oder Rollator aus dem Waggon hieven oder einen Platz zum Ausruhen anbieten: neben angemeldeten Ein-, Aus- und Umsteighilfen sind an vielen Stationen Mitarbeitende während der Öffnungszeiten im Bahnhof präsent. „Sie haben einen Blick dafür, wann Unterstützung nötig ist, ergänzen den Mobilitätsservice der Bahn und helfen in akuter Not“, so Hedwig Gappa-Langer, zuständige Referentin beim IN VIA Landesverband Bayern e.V.. Gemeinsam mit der Diakonie Bayern vertritt der Caritas-Fachverband die Interessen der bayerischen Einrichtungen über die „Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen“.
Nach den pandemiebedingten Einschränkungen sind die Hilfen für Reisende in den größtenteils ökumenisch geführten Bahnhofsmissionen im vergangenen Jahr wieder deutlich gestiegen. Laut Hedwig Gappa-Langer ist es wichtig, dass auch Menschen, die unsicher beim Bahnfahren sind, öffentliche Verkehrsmittel benutzen können: "Das ermöglicht nicht nur Teilhabe und schafft Lebensqualität, sondern ist auch ein wichtiger Beitrag zu einer sozialverträglichen Verkehrswende.“
Auf Touren kommt beispielsweise gerade wieder „Bahnhofsmission Mobil“, ein besonderes Angebot der Bahnhofsmissionen Schweinfurt, Ingolstadt, Nürnberg und – ganz neu – in Kürze auch Regensburg. Ob Arzttermin oder Papa-Wochenende, wenn das Fahren mit der Bahn allein beschwerlich oder nicht möglich ist, übernehmen Ehrenamtliche die Begleitung in Regionalzügen. Sie helfen vor allem Älteren, Menschen mit Assistenzbedarf und allein reisenden Kindern bei allem, was das Zugfahren mit sich bringt.
“Die ehrenamtlich Tätigen bringen viel Zeit und Herzblut in ihren Dienst an der Gesellschaft ein und machen so das Leben vieler Menschen ein Stück leichter“, so Bernreiter im Rahmen seines Besuchs.
Klar ist: Bahnhöfe sind auch Treffpunkte und Anlaufstellen für Menschen in unterschiedlichen Notlagen. Für viele sind die Bahnhofsmissionen daher oftmals erster und letzter Anker. „Auch Obdachlose. Suchtkranke, psychisch auffällige Menschen und finanzschwache RentnerInnen kommen zu uns“, ergänzt Anton Stadler. Leiter der Bahnhofsmission Regensburg, „wir geben ihnen Schutz und Ruhe bis wir eine Lösung gefunden haben, wie es für sie weitergehen kann.“ Das geschieht oft in Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen in der Stadt, der Bahn oder auch der Bundespolizei. Hedwig Gappa-Langer betont: „Die Bahnhofsmissionen tragen damit auch wesentlich zur Befriedung des Bahnhofs bei.“
Seit Beginn der Pandemie arbeiten die Mitarbeitenden praktisch im permanenten Krisenmodus. Noch nie haben sie so vielen bedürftigen Menschen geholfen wie während der Pandemie und in den vergangenen Monaten. Auch in Krisen sind die Bahnhofsmissionen wichtige Sozialpartner an den Bahnhöfen: Wie in Regensburg reagierten die Bahnhofsmissionen bayernweit schnell, als vor gut einem Jahr die ersten Geflüchteten aus der Ukraine an den Bahnhöfen ankamen.
Die Mobilität zu sichern und der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, erfordert laut Gappa-Langer eine besondere politische Aufmerksamkeit. Umso mehr, da mit dem geplanten Deutschland-Ticket und der von Seiten der Bahn anvisierten Verdoppelung der Passagierzahl auch der Hilfebedarf weiter steigen wird. „Um die nötigen Angebote aufrechterhalten und bedarfsgerecht ausbauen zu können, ist eine verlässliche und kontinuierliche Basisfinanzierung der Stationen vor Ort mit Unterstützung aller Akteure, d.h. auch des Landes nötig“, betonte Gappa-Langer. Denn: „Das zivilgesellschaftliche Engagement und die Weiterentwicklung unserer niedrigschwelligen Hilfeangebote funktionieren nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen“, so ihr Kollege Harald Keiser vom Diakonischen Werk Bayern, „Ehrenamt braucht dringend ausreichend Unterstützung durch hauptberufliche Mitarbeitende.“
Mehr Infos unter: www.bahnhofsmission-bayern.de sowie auf Instagram und Facebook @bahnhofsmission.bayern
Insgesamt leisteten die (Stand 2021) 13 größtenteils ökumenisch geführten Bahnhofsmissionen in Bayern 2021 knapp 460.000-mal Hilfe. Neben der Hilfe in Notsituationen gehört auch die klassische Unterstützung für Reisende am Bahnhof dazu. Die Caritas mit ihrem Fachverband IN VIA und die Diakonie leisten in Bayern gemeinsam diese wichtige soziale Arbeit am Brennpunkt Bahnhof – in guter Kooperation mit der Deutschen Bahn AG und anderen Akteuren am Bahnhof. Die 13 bayerischen Bahnhofsmissionen arbeiten in der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen in Bayern eng zusammen. Neben den hauptamtlichen Mitarbeitenden unterstützen mehr als 300 ehrenamtlich engagierte Frauen und Männer die Arbeit der bayerischen Bahnhofsmissionen.
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IN VIA Bayern e.V.
Hedwig Gappa-Langer, Mobil. 0152 04111811