Wohnen ist ein Menschenrecht

Nürnberg, den 08.09.2017 Anlässlich des Tages der Wohnungslosen am 11. September fordert die Diakonie Bayern, die Fachstellen zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit auszubauen. Durch den Bundestagswahlkampf ist das Thema von besonderer Brisanz und Aktualität.

 

„Die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Bayern ist dramatisch. Angesichts steigender Mieten sind immer mehr Menschen von Wohnungslosigkeit bedroht. Das Problem betrifft nicht nur Menschen am Rande unserer Gesellschaft, sondern zunehmend auch die Mitte“, so Dr. Tobias Mähner, 2. Vorstandsvorsitzender im Diakonischen Werk Bayern. „Die Politik ist gefragt. Wir fordern deshalb die bayerische Staatsregierung dazu auf, mehr Geld für Modellprojekte zum Ausbau von Fachstellen zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit bereitzustellen, um langfristig eine nachhaltige kommunale Förderung zu erreichen.“

 

Wohnen ist ein Menschenrecht: Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 sichert das Recht auf Wohnen als Teil des Rechts auf einen angemessenen Lebensstandard, ebenso auch der UN-Sozialpakt von 1966, der seit 1976 in Kraft ist und von Deutschland ratifiziert wurde. Eine sichere, angemessene und dauerhaft finanzierbare Wohnung stellt eine unabdingbare Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben dar.

 

In Deutschland gibt es keine offizielle Wohnungsnotfallstatistik darüber, wie viele wohnungslose Menschen es gibt. In Bayern waren 2014 bei einer Stichtagserhebung über 12.000 wohnungslose Menschen gemeldet.

 

„Wir möchten anlässlich des ‚Tages der Wohnungslosen‘ am 11. September auf die Folgen von Wohnungslosigkeit aufmerksam machen und für vorbeugende Hilfen für Menschen in Wohnungsnot werben“, so Dr. Mähner.

 

Die bayerische Diakonie bietet über 80 verschiedene Dienste und Einrichtungen für Menschen an, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder aktuell betroffen sind. Die Wirksamkeit dieser Fachstellen zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit ist durch eine wissenschaftliche Studie der Evangelischen Hochschule Nürnberg vom Dezember 2015 belegt. „Soziale Beratung rechnet sich: Die Kommunen erzielen hohe Einsparungen“, so Dr. Mähner. Nach den Ergebnissen der Studie konnten in 68 Prozent der Fälle durch die Einschaltung der jeweiligen Fachstelle Wohnungslosigkeit verhindert werden. Auf diese Weise konnten 700 Kinder von Wohnungslosigkeit in Bayern verschont werden.

 

„Wir begrüßen es sehr, dass die Bayerische Staatsregierung kürzlich die zweite Stichtagserhebung für eine neue Sozialberichterstattung zur Wohnungslosigkeit in Bayern durchgeführt hat“, so Dr. Mähner. Die Ergebnisse werden voraussichtlich bis Ende des Jahres vorliegen. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch um wirkungsvoll präventiv arbeiten zu können und Wohnungslosigkeit nachhaltig zu verhindern, brauchen wir dringend mehr Fachstellen und ausreichend bezahlbaren Wohnraum.“