Nürnberg, 27.06.2016 Der Fachkräftemangel in der Sozialwirtschaft und mögliche Gegenstrategien standen im Mittelpunkt des Jahresempfangs der Diakonie Bayern heute in Fürth. Acht namhafte Referenten und Referentinnen diskutierten mit etwa 150 geladenen Gästen unterschiedliche Lösungsansätze – von der Positionierung der Diakonie als Arbeitgebermarke in sozialen Netzwerken bis hin zu Erfahrungen mit Pflegemitarbeitenden aus dem Ausland.
Der Festredner der Veranstaltung, Professor Dr. Markus Schmitz, Vorsitzender der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, betonte in seinem Vortrag die Rolle der Zuwanderer für den deutschen Arbeitsmarkt: „Die Sozialwirtschaft ist eine der größten Wachstumsbranchen Bayerns und der demographische Wandel wird ihre Bedeutung weiter verstärken. Die Zuwanderung – gerade aus dem europäischen Ausland! – leistet schon heute einen wichtigen Beitrag, um Fachkräfte für diese Branche zu gewinnen. Gleichzeitig zeigen aber auch verschiedene Initiativen auf dem heimischen Arbeitsmarkt, wie etwa zur Altenpflege, dass es bei überlegter Anstrengung auch heute schon gelingen kann, aus dem einheimischen Potenzial zusätzliche Fachkräfte zu gewinnen.“ Die auf dem Fluchtwege nach Deutschland gekommenen Menschen würden zwar kurzfristig nicht dazu beitragen können, den Fachkräfteengpass in der Sozialwirtschaft zu überwinden. Volkswirtschaftlich wirkt die Zuwanderung von Flüchtlingen aber wie ein kleines Konjunkturprogramm, da es zunächst einmal zusätzliche Bedarfe nach Fachkräften auslöse. „Mittelfristig erscheint es aber durchaus realistisch, dass Menschen aus den Fluchtgebieten auch selbst in diese Branche wechseln. Dazu müssen wir diese Menschen aber beim Spracherwerb, der Kompetenzerfassung sowie der Qualifizierung und ganzheitlichen Betreuung unterstützen. Mit unserem Arbeitsmarktprogramm Flucht, das allein für dieses Jahr mit 85 Millionen Euro dotiert ist, setzen wir alles daran, Geflüchteten in Bayern individuelle Angebote zu unterbreiten und nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu bringen. Dabei ist klar: Integration ist Marathon, kein Sprint. Dann können Geflüchtete auch in der Sozialbranche zu Fachkräften von übermorgen werden.“
Diakoniepräsident Michael Bammessel warb für einen realistischen Umgang mit dem Thema Zuwanderung: „Wir erleben häufig eine Diskussion der Extreme – Zuwanderung ist dann entweder der Königsweg für den Arbeitsmarkt oder aber eine Katastrophe. Beides ist falsch.“ Nicht für jeden Flüchtling werden sich die Hoffnungen erfüllen, in Deutschland rasch eine Arbeit und eine eigenes Auskommen zu finden. Viele aber werden ihre Chance sehen und sie nutzen. „Sie bringen Erfahrungen und Fähigkeiten mit, von denen Deutschland profitieren kann.“ Bammessel wies aber auch auf die Anstrengungen hin, die damit verbunden seien: „Die Integration der Flüchtlinge, die bei uns bleiben werden, ist eine der Zukunftsaufgaben für unsere Gesellschaft. Wenn wir sie meistern, wird es ein Gewinn für unser Land sein“
Angesichts sinkender Flüchtlingszahlen warnte Bammessel davor, die Integrationsaufgaben der kommenden Monate und Jahre zu unterschätzen. Damit die Menschen eine wirkliche Perspektive in Deutschland haben, bräuchten sie Begleitung und Unterstützung, etwa durch entsprechende Migrationsberatung. „Bayern hat in den vergangenen Monaten viel getan, um die Flüchtlinge aufzunehmen und zu versorgen. Nun muss unsere Anstrengung ihrer Zukunft gelten.“