Nürnberg, 1. Juni 2018 „Weg mit den Schulden!“ lautet der Titel der Aktionswoche Schuldnerberatung 2018, mit der vom 4. bis 8 Juni Beratungsstellen in ganz Deutschland auf ihre Arbeit aufmerksam machen wollen. „Damit Menschen aber auch aus den Schulden herauskommen, ist ein ganzes Maßnahmenbündel notwendig. Neben der persönlichen Anstrengung des Schuldners ist auch der Staat gefordert“, so Michael Bammessel, Präsident der Diakonie Bayern. „In Bayern gelten knapp 800.000 Menschen als überschuldet - und trotz der guten Wirtschaftslage ist die Zahl im vergangenen Jahr erneut gestiegen.“ Schulden seien darum kein Randphänomen von einigen wenigen. „Aus dem schnellen Kredit kann plötzlich eine ausweglose Situation werden.“
Hier kann die Schuldnerberatung ansetzen, die nach Auffassung der Diakonie als „Soziale Schuldnerberatung“ zukünftig allen offen stehen soll. Denn bislang ist der kostenfreie Zugang zur Schuldnerberatung einzig Personen möglich, die Leistungen nach dem SGB II („Hartz IV“) beziehen. Darum werden nach Schätzungen der Diakonie auch nur etwa 15% aller Betroffenen von diesem Angebot erreicht. Die Diakonie hält es daher für erforderlich, dass die Politik im Gesetz einen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung unabhängig vom Erwerbsstatus und Einkommen der Betroffenen verankert. Damit wäre allen der Zugang zur Schuldnerberatung möglich. „Es geht immerhin um 6,9 Millionen Menschen in Deutschland, die von Überschuldung betroffen sind oder nachhaltige Zahlungsprobleme haben“. Die positiven Wirkungen der Schuldnerberatung sind mittlerweile in zahlreichen Studien nachgewiesen worden.
Bammessel begrüßte darum auch die geplante Zusammenlegung der Schuldner- und Insolvenzberatung in Bayern. Bislang wurde die Schuldnerberatung von den Kommunen, die Insolvenzberatung hingegen vom Freistaat finanziert. Durch die Zusammenlegung, die zum 1. Januar 2019 in Kraft treten soll, verbessere sich Bammessel zufolge die Situation der Schuldnerberatung deutlich. „Die Beratung kann zukünftig übergangslos und aus einer Hand erfolgen.“ Doch das allein reicht nach Auffassung der Diakonie Bayern nicht aus. „Die Schuldnerberatung muss auch bedarfsgerecht ausgebaut werden, damit der Bedarf in der Stadt und im ländlichen Raum gedeckt, lange Wartezeiten vermieden und die Prävention verstärkt werden können. Zudem muss für die Beratungsstellen eine angemessene personelle und materielle Ausstattung gewährleistet werden.“
Die Überschuldungsquote in der Bundesrepublik lag nach Auskunft der Creditreform im Oktober bei 10,0%, in Bayern bei 7,47%. In Bayern leben die meisten überschuldeten Menschen in den Städten Hof, Nürnberg, Fürth, Weiden in der Oberpfalz, Straubing, Augsburg, Straubing, Aschaffenburg und Kaufbeuren.
Die Diakonie Bayern mit ihren spezialisierten Schuldnerberatungsstellen bietet an 30 Standorten fachkundige Beratung und Unterstützung für verschuldete und überschuldete Menschen an. Das Beratungsangebot ist für Ratsuchende kostenfrei. Ziel der sozialen Beratung ist es, die Ratsuchenden zur Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Situation zu unterstützen und ihr Selbsthilfepotential zu fördern. Im Vordergrund stehen die Sicherung der Existenz der Ratsuchenden und eine mögliche Schuldenregulierung.