Daniele aus der 4. Klasse der Grundschule in Augsburg-Kriegshaber hat mit seiner Klasse bei einem diakonischen Mittagstisch gekocht. Er antwortet auf die Frage, ob er anderen Schülern eine ähnliche Erfahrung wünschen würde: „Also ich würde allen Kindern auf der Welt das empfehlen. Wenn man‘s mal gemacht hat, dann hat man‘s im Herzen. Ich hab für alte Leute gekocht, sie haben sich darüber gefreut und am Ende haben sie sich noch bedankt. Ich empfehl‘s halt, egal wem! - Einfach mitmachen!“
Kaum etwas überzeugt junge Menschen mehr davon, dass Diakonie Sinn macht, als gelebte Nächstenliebe. Deshalb bietet ihnen das Diakonische Werk Bayern seit dem vergangenen Schuljahr die Möglichkeit an, praktische Erfahrungen in Sachen tätige Nächstenliebe zu sammeln - beispielsweise bei diakonischen Tischgemeinschaften oder Tafelausgaben von Kirchengemeinden, in Tageseinrichtungen für psychisch kranke Menschen oder in der ambulanten und stationären Pflege.
Das Internetangebot www.diakonisches-lernen.de, auf dem Lehrkräfte diakonische Lernorte für sich und ihre Schüler suchen und finden können, wächst kontinuierlich. „ Es ist schön zu sehen, wie das Konzept immer mehr diakonische Einrichtungen und vor allem immer mehr Schüler und Lehrer überzeugt. Immer mehr junge Menschen; die sonst möglicherweise nur Leistungsdruck und Vereinzelung erfahren, sehen jetzt, dass es noch etwas anderes gibt: die tiefe Befriedigung, anderen Menschen geholfen und Freude bereitet zu haben“, freut sich Projektleiter Pfarrer Martin Dorner, der das Konzept gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Religionspädagogik der Evangelischen Theologie an der Universität Regensburg, dem Religionspädagogischem Zentrum Heilsbronn, der Gymnasialpädagogischen Materialstelle Erlangen und der Evangelischen Schulstiftung in Bayern erarbeitet hat.
Mit der Diakoniestation Bamberg des Diakonischen Werks Bamberg-Forchheim hat sich inzwischen der 100. diakonische Lernort offiziell auf www.diakonisches-lernen.de angemeldet. Angelika Schmidt, die Pflegedienstleitung der Station, entscheidet gemeinsam mit den Schülern, an welcher Stelle sie sich möglichst gewinnbringend für alle Beteiligten einbringen können. Das kann die Beteiligung am wöchentlich stattfindenden Betreuungsnachmittag sein, die Begleitung von Pflegekräften auf deren Touren zu Patienten oder die besondere Betreuung einzelner Patienten. Angelika Schmidt will durch die Öffnung der Diakoniestation Bamberg mithelfen, dass Schüler „ihre Scheu und ihr Desinteresse gegenüber pflegebedürftigen Menschen abbauen und ein erstes Einfühlen in die unterschiedlichen Lebenslagen der Pflegebedürftigen gelingt“.
Die erfolgreiche Verarbeitung des Erlebten mit dem Ziel eines nachhaltigen Lernprozesses soll vor allem im evangelischen Religionsunterricht stattfinden. Das bietet sich auch deshalb an, weil Diakonie und der Einsatz für eine solidarische Gesellschaft Themen des Lehrplans sind.