Mehr Geld, mehr Beteiligung.

Diakonie und Erziehungsverband fordern Hilfe beim Rückbau der Angebote für unbegleitete minderjährige Ausländer.

Nürnberg, 8.11.2017 Mehr finanzielle Unterstützung und eine bessere Beteiligung an Planung und Steuerung – nur so kann nach Ansicht der Diakonie Bayern und des Evangelischen Erziehungsverbandes (EEV) der Rückbau der Angebote für die sogenannten „UMAs“ gelingen. „Die Zahl der unbegleiteten Minderjährigen Ausländer ist von 2016 auf 2017 um nahezu 25 Prozent zurückgegangen – dies hat spürbare Auswirkungen auf die Träger und Einrichtungen der Jugendhilfe“, so Sandra Schuhmann, Fachvorständin der Diakonie Bayern, heute auf der ConSozial in Nürnberg.

 

In den Jahren 2014 und 2015 haben die Jugendhilfeträger der Diakonie Bayern – nicht zuletzt auch auf Druck der öffentlichen Jugendhilfe - ihre Angebote für minderjährige Flüchtlinge massiv ausgebaut. Schuhmann: „Die Träger der Diakonie Bayern haben im Jahr 2016 über 1.700 Plätze in ihren Einrichtungen bereitgestellt. Viele davon wurden angesichts des rasch gestiegenen Bedarfs extra geschaffen.“ Für die Träger bedeutete dies: Anstellung entsprechend geschulter Mitarbeitender sowie Anmietung geeigneter Räumlichkeiten.

 

Allerdings: Bereits nach der Einführung der bundesweiten Verteilung der Flüchtlinge im Herbst 2015 ist die Zahl der UMAs spürbar zurückgegangen – ein Trend, der sich in den Jahren 2016 und 2017 fortgesetzt hat. Wurden im Juli 2016 noch rund 64.000  UMA in Deutschland (11.000 in Bayern) versorgt, so waren es ein Jahr später nur noch rund 58.000 (9.000 in Bayern) – mit entsprechenden Folgen für die Diakonie: Sie hat in den letzten 18 Monaten knapp 800 Plätze gestrichen. Sandra Schuhmann: „In Stellen bedeutet dies: Etwa 320 Fach- und Betreuungskräfte sowie Fachdienste, Hauswirtschaft, Verwaltung etc. Diese Stellen mussten im Zuge des Rückbaus innerhalb von 14 Monaten entweder umgeschichtet, reduziert oder gestrichen werden.“

 

Für die Vorsitzende des EEV, Sigrun Maxzin-Weigel, stiehlt sich Politik hier aus der Verantwortung: „Die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sind im Jahr 2015 in der Not der öffentlichen Hand zur Seite gesprungen. Nun werden sie weitgehend alleine gelassen. Das Sozialministerium verweist lapidar auf das „unternehmerische Risiko“ der freien Träger.“

 

Dabei ist die weitere Entwicklung aufgrund der politischen Lage kaum vorhersehbar – und bereits jetzt erleben die Träger, wie unterschiedlich in den einzelnen Kommunen mit der Situation umgegangen wird. Maxzin-Weigel: „Man kann von den freien Trägern kaum erwarten, dass sie auf eigenen Kosten Räume auf Verdacht anmieten und das entsprechende Personal vorhalten, damit sie vorbereitet sind, falls ihrer Region durch die landesweite Verteilstelle Jugendliche zugewiesen werden.“

 

Die beiden Verbände fordern darum neben einer Beteiligung der öffentlichen Jugendhilfe an den Kosten des Rückbaus auch eine bayernweite gemeinsame strukturelle Planung -  von öffentlicher und freier Jugendhilfe - wie mit stark schwankenden Bedarfen und den vorhandenen Ressourcen umgegangen werden soll, damit die Träger rechtzeitig und angemessen auf die schwankenden Bedarfe reagieren können – die zudem regional sehr unterschiedlich sind. Gleichzeitig warnen sie vor der Reduzierung des bestehenden differenzierten Angebots für UMA, die regional durch Schließung von – momentan – nicht benötigten Einrichtungen droht.