Gegen getrennte Unterbringung. Diakonie Bayern widerspricht Integrationsbeauftragtem

Nürnberg, 8.8.2014 Dem Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Martin Neumeyer, hat jetzt die Diakonie in Bayern widersprochen. „Wir können keine Zunahme der religiös motivierten Konflikte in den Flüchtlingsunterkünften feststellen“, sagte der Präsident der Diakonie Bayern, Michael Bammessel, heute in Nürnberg. Eine Trennung nach Religionszugehörigkeit fördere zudem bereits vorhandene Ausgrenzungstendenzen. Neumayer hatte nach Medienberichten über Mobbing in Flüchtlingsunterkünften getrennte Unterkünfte für Christen und Muslime vorgeschlagen. Bammessel: „Durch die Berichterstattung über einige wenige Einzelfälle ist in der letzten Zeit ein Bild entstanden, das der Realität nicht entspricht.”

„Eine Umfrage unter den 75 Beraterinnen und Beratern, mit denen die Diakonie in den Einrichtungen vor Ort präsent ist, konnte die Medienberichte nicht bestätigen.“ Natürlich, so Bammessel, komme es auch in den Unterkünften zu Konflikten. „Hier leben viele Menschen unterschiedlicher Kulturen und Nationen auf engstem Raum zusammen. Viele von ihnen haben traumatische Erfahrungen machen müssen.“ Da seien Konflikte nicht auszuschließen. „Meistens sind  sie durch nationale, ethische oder kulturellen Unterschiede bedingt – wenn es sich nicht einfach um persönliche Differenzen handelt.” Angesichts solcher Konflikte sollte Bammessel zufolge auch über verbesserte Unterbringungen nachgedacht werden.

 

“Religiöse Konflikte sind selten”, so Bammessel weiter. Wenn es sie überhaupt gebe, dann zwischen Muslimen und ehemaligen Muslimen, die in ihrer Heimat zum Christentum konvertiert seien.“ Eine generelle Trennung von Muslimen und Christen in den Unterkünften halte er auch darum für wenig sinnvoll, weil dadurch Vorbehalte gegenüber Angehörigen anderer Religionen tendenziell sogar verstärkt werden könnten.

 

Bammessel empfahl, zur Vermeidung von Konflikten verstärkt auf Beratung und Begleitung in den Unterkünften zu setzen. “Den Asylsozialberaterinnen und -beratern der Diakonie gelingt es, viele Konflikte frühzeitig abzufangen.” Die Diakonie plane darum, mit Hilfe des Freistaats und der Landeskirche die Asylsozialberatung weiter auszubauen.