Die Mitarbeitenden sind nicht schuld am Pflegenotstand

Diakonie Bayern: Spahns Kritik trifft die Falschen

Nürnberg, 20. September 2018  „Unsere Mitarbeitenden würden gerne mehr Stunden arbeiten – wenn die Arbeitsbedingungen stimmen würden.“ Sandra Schuhmann, Fachvorständen der Diakonie Bayern, widerspricht damit Gesundheitsminister Jens Spahn, der unter anderem die Stundenreduzierung der Mitarbeitenden für die Personalknappheit in der Pflege verantwortlich macht. Die Finanzierung der Pflege – sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich – lasse aber nur eine „Rennpflege“ zu. „Wenn ihn der Pflegealltag an den Rand seiner Kraft brächte, würde auch Herr Spahn seine Stunden reduzieren.“ Der Bundesgesundheitsminister solle darum nicht den Eindruck vermitteln, die Mitarbeitenden seien für die Personalknappheit in der Pflegemitverantwortlich.

„Unsere Kollegen und Kolleginnen in der Pflege arbeiten unter schwersten Bedingungen. Ihnen nun den Vorwurf zu machen, sie seien nicht zur Mehrarbeit bereit, geht am Problem vorbei“, so Diakonievorständin Schuhmann, weiter. Gleiches gelte auch für den Vorwurf, die Organisation, faire Schichtpläne oder verlässliche Arbeitszeiten seien mitverantwortlich für den Personalmangel. „Die Leiter und Leiterinnen unsere Dienste tun alles, um die Arbeitsbedingungen so gut als möglich zu gestalten. Wenn dies nicht gelingt, sollte Herr Spahn nicht auf die Mitarbeitenden zeigen.“  Das Hauptproblem seien vielmehr die ausgehandelten Vergütungen. „Die Finanzierung der Pflege lässt kaum mehr zu als eine Pflege im Minutentakt, die die Mitarbeitenden an den Rand regelmäßig ihrer Kräfte bringt.“

Die Wirkungskette, so Schuhmann, sei einfach zu beschreiben: Eine ungenügende Finanzierung führe zur Pflege im Minutentakt. Der Frust, der dadurch bei den Pflegekräften entstehe, sei ursächlich für die Reduzierung der Stunden. Schuhmann: „Viele Pflegekräfte würden gerne mehr arbeiten.“ Die Vergütungssätze, die mit den Kostenträgern verhandelt werden, lassen eine Pflege in der Qualität, wie sie sich ja alle Beteiligten wünschen, jedoch nicht zu. Sie stimme Spahn darum zu, dass dringend die Rahmenbedingungen in der Pflege verbessert werden müssten. Dazu zähle insbesondere eine auskömmliche Finanzierung sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Pflege.

In einem Interview in der heutigen Ausgabe der Augsburger Allgemeinen hatte Spahn gesagt, Beschäftigte in Heimen und der ambulanten Pflege hätten ihre Stunden reduziert. Würden, so Spahn weiter, 100.000 der eine Million Pflegekräfte „nur drei oder vier Stunden pro Woche mehr arbeiten, wäre schon viel gewonnen.“