Nürnberg, 20. Oktober 2017 Für eine verbesserte Zusammenarbeit von Kirche und Diakonie plädiert der Präsident der Diakonie Bayern. Bei einem Vortrag in Fürth anlässlich des bevorstehenden Reformationsjubiläums empfahl er beiden eine Vitaminspritze: „Kirche braucht ein wenig Vitamin D(iakonie), die Diakonie hingegen etwas Vitamin E(vangelium).“ Kirche ohne diakonisches Engagement werde einseitig und verliere an Glaubwürdigkeit. Die Diakonie ohne geistliches Leben hingegen werde zum reinen „Betrieb“.
Beides, so Bammessel, müsse aufeinander bezogen sein und so gegen den Trend zum gegenseitigen „Outsourcen“ arbeiten. „Wenn die Kirche für die sozialen Probleme an die Diakonie verweist und die Diakonie sich ihrerseits nur darum und nicht mehr auch um die Religion kümmert, fällt auseinander, was eigentlich zusammengehört.“ Zwar ließen sich die unterschiedlichen Schwerpunkte durch die jeweiligen Rahmenbedingenden erklären. „In der Diakonie muss aufgrund der Finanzierung durch die Kostenträger und die öffentliche Hand haarscharf gerechnet werden, die Kirchengemeinde hat hingegen eine – wenn auch kleine - Grundausstattung.“ Und es könne auch sinnvoll sein, manches organisatorisch zu trennen.
Bammessel plädiert dennoch für neue Ansätze der Zusammenarbeit. So werde etwa die zunehmende Inklusion zunehmend auch im alltäglichen Gemeindeleben spürbar werden: „Menschen mit Unterstützungsbedarf gehören mitten in das normale Leben.“ Verstärkt werde dieses Phänomen durch die zunehmende Auflösung der Großeinrichtungen der Behindertenhilfe. „Wenn Menschen mit einer Behinderung allein oder in einer Wohngruppe vor Ort leben, werden sie automatisch Teil der Kirchengemeinde.“
Auch den Bedarf in der Pflege bekäme man nur in den Griff, wenn „Dinge ineinander greifen: Pflege in der Familie, ambulante Dienste, Tagespflege ehrenamtliche Besuchsdienst und eben auch Teilhabe am Gemeindeleben.“
Bammessel: „Wir haben die Chance, das Anliegen des Diakonievaters Johann Hinrich Wichern wieder neu zu leben. Die Diakonie ist „meine Diakonie“ – das muss wieder Grundhaltung der Kirche und der kirchlich Engagierten werden.“