Nürnberg, 1.7.2013 . „Ob Bayern zukünftig wirklich „spitze“ ist, wird sich weniger an teuren Premium-Produkten der Autoindustrie oder an weiteren Siegen in der Champions League zeigen.“ Für die Menschen sei vielmehr die soziale Qualität entscheidend, wenn es darum ginge, den Freistaat zu beurteilen. Dies, so der Präsident der Diakonie Bayern, Michael Bammessel, auf dem heutigen Jahresempfang des zweitgrößten bayerischen Wohlfahrtsverbandes in Augsburg, gelte insbesondere wenige Monate vor der Wahl.
Vor etwa 300 geladenen Gästen wiesen der Diakoniepräsident und der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Prof. Heinrich Bedford-Strohm, auf die soziale Teilhabe als Maßstab einer lebenswerten Gesellschaft hin. Bedford-Strohm: „In der Armutsdiskussion etwa ist gelegentlich immer noch das Argument zu hören, das Geld, das ein Sozialgeldempfänger in Deutschland monatlich vom Staat erhalte, sei in anderen Ländern ein Mittelklasseeinkommen. In Deutschland gebe es keine Armut. Insbesondere Menschen, die in ihrer Arbeit oder auch in ihrem persönlichen Umfeld die Perspektive der hier von Armut betroffenen Menschen näher kennen gelernt haben, empfinden eine intuitive Empörung gegenüber einer solchen Aussage.“ Folge dieser Armut aber sei mangelnde Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Soziale Teilhabe für die Schwachen brauche zum Einen eine teilhabefreundliche Sozialkultur und zum Anderen eine Politik, die ihr Handeln am Maßstab der Beteiligungsgerechtigkeit ausrichte. Beide Aspekte, so der Bischof, dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Diakoniepräsident Bammessel verwies im Rahmen des Empfangs auf die bayerische Sozialcharta: „Diese Sozialcharta ist ein Manifest für die Höherpositionierung des Sozialen.“ Verabschiedet wurde die Sozialcharta im Januar 2013. In ihr fordern die bayerischen Wohlfahrtsverbände von der Politik, sich stärker als bislang dem Ziel sozialer Exzellenz für den Freistaat zu verpflichten.