Nürnberg, 4. 11 2017 60 Millionen Euro Baukosten, neun Jahre Bauzeit in drei Bauabschnitten, 135 Planbetten und über 6.000 Operationen im Jahr. Es sind beeindruckende Zahlen, mit denen das diako in Augsburg heute bei der Einweihung seiner neuen Stadtklinik aufwartet. „Ich habe große Hochachtung vor dieser Leistung, zu der nicht nur hohe Fachlichkeit, sondern auch der christliche Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit gehört“, gratulierte der Präsident der Diakonie Bayern, Michael Bammessel, anlässlich der Einweihung. „Enormer Kostendruck, hohes Investitionsvolumen, schwer berechenbare Einflüsse der Politik, harte Konkurrenz um Fachkräfte – nur wenige diakonische Träger trauen sich heute noch an den Kliniksektor heran.“
Dies läge nicht zuletzt an der prekären Finanzierung in diesem Bereich. Daran, so Bammessel, seien nicht die Träger schuld, sondern es fehle vielmehr der politische Wille. „Die Kostenträger müssen mehr Verantwortung übernehmen.“ Der Neubau in Augsburg sei ein Beleg dafür, dass auch die Diakonie bereit sei, ihren Teil zur medizinischen Versorgung beizutragen. „Zwar hat der Freistaat von der Bausumme 40 Millionen Euro übernommen. Der Rest stammt aber aus Eigenmitteln der evangelischen Diakonissenanstalt Augsburg.“
Bammessel schloss sich den bayerischen Landräten an, die erst vor wenigen Tagen gefordert hatten, dass eine Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser auch Eingang in die Koalitionsverhandlungen auf Bundeseben finden müsse: „Es stimmt: Solange die Krankenkassen nicht die tariflichen Personalkostensteigerungen ausgleichen, bleiben die Krankenhäuser chronisch unterfinanziert.“ Dem „Bayerischen Krankenhaustrend“ der Bayerischen Krankenhausgesellschaft zufolge befürchten 44 Prozent der 350 Kliniken in Bayern, in 2017 ein Defizit zu erwirtschaften, und 30 Prozent rechnen mit einer „schwarzen Null“. Über den kommunalen Finanzausgleich könnten zwar die Bau- und Investitionskosten bezuschusst werden. „Für den laufenden Betrieb aber hilft das wenig.“
Die Personalsituation in den Krankenhäusern bereitet dem Diakoniechef darum Sorge. „Die Zahl der Patienten in deutschen Krankenhäusern ist in den vergangenen 25 Jahren um über drei Millionen gestiegen. Die Zahl der angestellten Pfleger und Pflegerinnen ist mit etwa 325.000 jedoch nahezu gleich geblieben.“ Rechnerisch müsse jeder Pfleger also 15 Patienten mehr versorgen als noch vor 25 Jahren – Patienten, die zudem deutlich älter seien als früher. „Die Attraktivität der Pflegeberufe muss dringend verbessert werden.“ Dazu gehören nach Bammessel Ansicht neben einem angemessenen Gehalt auch entsprechende Arbeitsbedingungen – „wie etwa eine verbindliche Personaluntergrenze in den Kliniken in Deutschland.“