NÜRNBERG / MÜNCHEN – „Es ist ein Skandal, dass immer noch mit einem Equal Pay Day Einkommenungerechtigkeit angemahnt werden muss“, sagt Dr. Johanna Beyer, Frauengleichstellungsbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, stellvertretend für die evangelischen Frauen und das Diakonische Werk Bayern. In einer Stellungnahme zum Equal Pay Day am 19. März kritisieren sie die Einkommenslücke, nach der Frauen durchschnittlich rund ein Fünftel brutto proStunde weniger verdienen als Männer.
Soziale Gerechtigkeit ist aus Sicht dieser evangelischen Stellungnahme mehr als persönliche Fürsorge für Benachteiligte, heißt es in einer Pressemitteilung. „Sie zielt auf den Abbau der strukturellen Ursachen für den Mangel an Teilhabe und Teilnahme an gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prozessen“, und erinnern damit an die Denkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ von 1991 der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Die Ursachen sind für Sozialwissenschaftlerin Nina Golf vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt unumstritten: „Prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Minijobs, Auswirkungen geschlechterstereotyper Rollenbilder bei der Arbeitsbewertung tragenwesentlich zur Entgeltlücke bei.“ Eine vielfältige direkte und indirekte Diskriminierungsstrategie in der Arbeitswelt ist Ausdruck einer Kultur, die Männern einen grundsätzlichen Vorrang einräumt, kritisiert das Bündnis in seiner Stellungnahme. Die Einführung unter anderem des gesetzlichen Mindestlohns vor einem Jahr
wird als wichtiger und sachgerechter Schritt der Bundesregierung gesehen, weil Frauen in niedrig entlohnten Arbeitsbereichen davon profitieren. Weitergehende Maßnahmen auf dem Weg zur Entgeltgleichheit für Frauen sind unverzichtbar: wissenschaftliche Ursachenforschung, Aufwertung von Sorgearbeit,wirksame Sanktionen sowie umfassende und diskriminierungsfreie Arbeitsbewertungsverfahren.
Die sozialethische Dimension des Equal Pay Day liegt für Frauengleichstellungsbeauftragte
Beyer in der Mahnung für Geschlechtergerechtigkeit: „Es geht um den Wert der Arbeit und die Würde der Arbeitenden.“
Damit diese erreicht werden kann, sind Frauen und Männer aufgefordert, „der Gerechtigkeit nachzujagen“, heißt es in der Stellungnahme. Was die Unterzeichnerinnen damit meinen, drückt Johanna Beyer unmissversändlich aus: „Engagiert euch vor Ort und werdet aktiv!“
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Kirchenrätin Dr. Johann Beyer, Frauengleichstellungsbeauftragte der ELKB
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